Die richtige Hautpflege
Nur intakte Haut ist in der Lage, ihren natürlichen Schutzfunktionen nachzukommen. Dabei hat die alte Formel "viel hilft viel" bei der Wahl der Hautpflegemittel ausgedient. Vielmehr kommt es darauf an, die Hauptflegemaßnahmen und -mittel individuell auf den Hautzustand des Patienten auszurichten und die Anzahl der Substanzen, mit denen die Haut in Berührung kommt, möglichst gering zu halten. So sollte die Hautreinigung vorzugsweise mit klarem Wasser erfolgen. Waschzusätze sind nur bei groben Verunreinigungen erforderlich. Kann darauf nicht verzichtet werden, sollte ein medizinisch ausgerichtetes Präparat zum Einsatz kommen, welches als Mindestanforderungen einen hautneutralen pH-Wert haben sollte, seifenfrei und nicht konserviert sein und ein hohen Anteil Rückfetter aufweisen sollte. Nach der Hauptreinigung sollten die Dekubitusgefährdeten Hautstellen mit einem Präparat versorgt werden, welches die Gewebetoleranz erhöht. Über die Erhöhung des Hautturgors wird die Haut in die Lage versetzt, dem Druck von außen Stand zu halten. Um die Haut nicht unnötig zu strapazieren und die Poren nicht zu blockieren, sollte eine solches Präparat werder Konservierungsstoffe noch Parfums enthalten und ölfrei sein. Zubereitungen wie Zinkpasten, Melkfett, Präparate aus der Wundheilung, menthol- und campherhaltige Mittel, Franzbranntwein und sogenannte Gerbstoffe sind nach neuen Erkenntnissen für die Hautpflege genauso abzulehnen wie Eisen und Föhnen, Puder oder Massagen. Diese Mittel und Methoden mögen gut gemeint sein, gelten mittlerweile jedoch als Pflegefehler. Für die Pflege trockener Haut (auch an den gefährdeten Stellen!) eignen sich Wasser-in-Öl Emulsionen, abgekürzt als W/O. Sie stellen das bei trockener Haut gestörte Fett-Feuchtigkeit-Gleichgewicht wieder her, ohne die Poren abzudichten. Die Haut kann weiter atmen, ein für den Patienten gefährlicher Hitzestau wird vermieden. Außer auf den Emulsionstyp sollte man auf wertvolle Öle (z.B. Weizenkeimöl) und hochwertige Inhaltsstoffe achten (z.B. Dexpanthenol und Allantonin), die die Fähigkeit der Haut erhöhen, Feuchtigkeit zu binden. Parfums und Konservierungsstoffe sollten auch hier nicht enthalten sein. Nicht jeder rote Fleck muss gleich der Anfang eines Dekubitutalgeschwürs sein. Höchste Vorsicht ist aber immer dann geboten, wenn sich die Rötung mittels Fingerdruck nicht "wegdrücken" lässt, die Hautstelle also rot bleibt und sich kalt anfühlt. Nicht jeder Dekubitus kann per se verhindert werden. Wohl aber lässt sich die Zahl der Druckgeschwüre auf ein Minimum reduzieren, sofern alle erforderlichen prophylaktischen Maßnahmen konsequent und vor allem rechtzeitig ergriffen werden. "Rechtzeitig" bedeutet in diesem Zusammenhang, unmittelbar nach Feststellung des Dekubitusrisikos und noch bevor eine Rötung entsteht, aktiv zu werden. Andernfalls kann es für die Prophylaxe zu spät sein, noch bevor sie begonnen wurde.
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